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                        Nahegau wohnte auf einer stolzen Burg die
                        reiche und schöne Hedwig. Ein
                        Eifel-Ritter, Berthold von Vianden, hielt
                        um ihre Hand an; doch sie wies den Freier
                        ab, weil er einen ihrer Vettern im
                        Zweikampfe erschlagen hatte Wenn
                        Ihr aber, so sprach sie, mit
                        den Kreuzfahrern ins heilige Land zieht,
                        die Bluttat sühnt und mir eine Reliquie
                        mitbringt, und wenn es auch nur ein Span
                        vom hl. Kreuz wäre, dann dürft Ihr Eure
                        Werbung wiederholen. Der Ritter
                        nahm Abschied und schloss sich dem
                        Kreuzheer an. Er verrichtete im
                        Morgenlande Wunder der Tapferkeit,
                        besuchte das heilige Grab und forschte in
                        Jerusalem eifrig nach den ersehnten
                        Heiligtümern. Bald nannte er einen
                        Splitter vom hl. Kreuz sein eigen. Er
                        bewahrte den kostbaren Schatz in einem
                        mit Edelsteinen besetzten goldenen
                        Schrein auf, in dessen Sockel er den
                        Namen der von ihm begehrten Gräfin
                        einritzen ließ. 
                        Seliger Hoffnung voll bestieg er ein
                        Schiff, um heimwärts zu reisen. Auf
                        hoher See geriet das Fahrzeug in einen
                        Sturm und ging unter. Dem Ritter gelang
                        es, sich zu retten, doch sein
                        Reliquienschrein und seine Waffen
                        versanken mit dem Schiffe auf den Grund
                        des Meeres. 
                        Hoffnungslos, mit leeren Händen, kam
                        Berthold zur Gräfin Hedwig. Er erzählte
                        ihr von seinen Kämpfen und Siegen, von
                        seiner Freude über den Besitz der
                        ehrwürdigen Reliquie, aber auch von
                        seinem Umglück und seiner tiefen
                        Niedergeschlagenheit. Als er den Schrein
                        aufs genaueste beschrieb, griff die
                        Gräfin freudig in ihre Truhe und zog
                        daraus ein Kästchen hervor, das der
                        Ritter als sein verlorenes Kleinod
                        wiedererkannte. Ein unbekannter Pilger
                        hatte es am Burgtor abgegeben. 
                        Nun vermählte sich die Gräfin mit
                        Berthold, der ein festes Schloss erbaute
                        und es nach dem Span des hl. Kreuzes
                        Spanheim, jetzt Sponheim, nannte. 
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